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Wie die Stimme unsere Persönlichkeit beeinflusst

Besonders im privaten Umfeld unterschätzen wir unsere Stimme oft und nehmen sie als selbstverständlich an. Viele denken erst über die Stimme nach, wenn sie ein Problem damit haben und sich erste Stimmschwierigkeiten eingestellt haben. Das erlebt auch Stimmtrainerin Julia Rupprecht jeden Tag. Doch dabei ist unsere Stimme ein sehr wichtiger Faktor in unserem Leben, was wir viel zu häufig einfach vergessen.

Eingekuschelt in die Bettdecke liegt ein kleines Mädchen im Bett und wartet sehnsüchtig auf die Gute-Nacht-Geschichte von ihrer Mama, die schon auf der Bettkante sitzt mit dem Lieblingsbuch in der Hand. Doch schon nach wenigen Zeilen bricht die Stimme auf einmal weg und es kommt kein Ton mehr heraus. Die Gute-Nacht-Geschichte findet ein jähes Ende – ganz zum Bedauern des kleinen Mädchens und auch der Mama, welche nach diesem Ereignis die Kommunikationstrainerin Julia Rupprecht in München aufsucht. Die Mutter machte regelmäßig Stimmübungen und setzte auch die Expertentipps von Julia Rupprecht gewissenhaft um – mit Erfolg: Schon einige Zeit später, schaffte sie es, die Geschichte wieder ganz vorzulesen. Und manchmal traute sie sich schon mit ihrer Stimme etwas zu spielen und sie zu verstellen. Ein wunderschöner Moment für ihre kleine Tochter, sie selbst und auch für Julia Rupprecht.

„Es ist für mich eine super schöne Begebenheit, wenn sich Menschen durch ihre Stimme wirksam und auf eine ganz bestimmte Art und Weise auch gestärkt fühlen. Und das überträgt sich auch auf mich.“

Und dabei ist es ganz egal ob es der Fußballtrainer ist, der seine Mannschaft während dem Spiel lautstark motivieren will, die Sängerin im Kirchenchor, die gerne mal ein kleines Solo singen würde oder die Business-Frau, die mit ihrer Stimme gerne mehr in einer Meeting-Situation in Erscheinung treten und ihren Standpunkt vertreten will: „So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind deren Lebenssituationen und auch die Anforderungen, die sie an ihre Stimme stellen“, erklärt die Expertin. Und manchmal können das eben auch die ganz kleinen Momente im Leben sein – wie beispielsweise das Vorlesen für die Kinder. Der Grund, warum die Mutter keine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen konnte, war eine hyperfunktionelle Dysphonie. „Sie hat über lange Zeit mit zu viel Druck und einer deutlich erhöhten Muskelspannung gesprochen. Dieses Sprechmuster wird gewohnheitsmäßig eingesetzt und schädigt dauerhaft die Stimme. Dabei kommt es zu klanglichen Einschränkungen und Einschränkungen der stimmlichen Leistungsfähigkeit“, erklärt die Expertin.

Stimme begleitet Julia Rupprecht ihr ganzes Leben

Für Julia Rupprecht ist Stimme schon immer ein sehr wichtiger Faktor in ihrem Leben. „Als kleines Mädchen oder dann auch als Jugendliche war Stimme ein Thema, das sehr präsent war. Ich fand es immer spannend, Stimmen zu lauschen, sie zu imitieren. Und in unserer Familie war Kommunikation schon immer sehr wichtig.“ In ihrer Jugend hat sie angefangen, Theater zu spielen und zu singen. Ihr Berufswunsch damals: Jazzsängerin. Julia Rupprecht steht auch heute regelmäßig als Sängerin auf der Bühne, doch hauptberuflich hat sie einen anderen Weg eingeschlagen. „Ich habe mich entschieden, Sprachtherapie zu studieren. Das kam auch aus meinem großen Interesse an Medizin, ein äußerst breites und spannendes Feld, das mich danach dazu brachte als Stimmtherapeutin zu arbeiten. Es ist ein großes Geschenk, Personen auf ihrem Genesungsweg begleiten zu können, die an einer Stimmstörung leiden.“ Mit der Zeit entschied sie sich, noch ein zweites Studium im Bereich Sprechwissenschaft, Sprecherziehung und Rhetorik obendrauf zu setzen. „Ich wollte mich dann einfach mehr mit dem Schönklang und der Leistungsfähigkeit der Stimme auseinandersetzen, das ist auch ein Grund, warum ich heute nicht mehr als Therapeutin arbeite, sondern meinen Klienten als Trainerin und Coach bei ihrer Stimmentwicklung helfe.“

Julia Rupprecht zeigt den Teilnehmern in ihren Seminaren Übungen, die ihnen dabei helfen, das Beste aus ihrer Stimme rauszuholen. Foto: Julia Rupprecht

Was die Stimme über unsere Persönlichkeit und unsere Emotionen sagt

Und egal, ob beruflich oder privat – die Stimme ist ein ganz wichtiger Faktor. Wir brauchen sie immer, wenn wir mündlich kommunizieren. „Bildlich gesprochen ist die Stimme wie eine Berührung über die Luft. Das ist einfach etwas sehr Schönes“, erklärt Julia Rupprecht. Und dabei hat die Stimme immer etwas mit Wirksamkeit zu tun, schließlich erzeugen wir mit unserer Stimme eine Wirkung in der Welt. Und das beeinflusst laut der Expertin viele Bereiche in unserem Leben – vor allem aber Beziehungen. „Und das hat viel damit zu tun, wie wir in unseren Familien und Freundschaften leben, welche Stimmung da herrscht. An kleinen stimmlichen Zeichen, können wir deuten, wie es unserem Gegenüber geht. An nur wenigen Worten können wir hören, ob der andere eher traurig oder fröhlich gestimmt ist und wir können einschätzen, ob nach unserem Empfinden alles in Ordnung ist oder ob irgendetwas vorgefallen ist.“

Stimme ist etwas Selbstverständliches

Und dennoch wird die Stimme noch viel zu sehr unterschätzt. Das erlebt Julia Rupprecht jeden Tag. „Viele denken erst über ihre Stimme nach, wenn etwas nicht passt, sie stimmliche Schwierigkeiten entwickeln oder sie sich einen konkreten Nutzen von der stimmlichen Entwicklung versprechen“, erklärt die Stimmtrainerin. Stimme ist etwas absolut Selbstverständliches. Ein Baby begegnet der Welt auch als erstes mit seiner Stimme, in Form eines lauten Schreis. „Der Hör-Sinn ist der aller erste Sinn, der bei einem Fötus ausgebildet ist, deswegen können Babys sehr früh schon auf akustische Reize reagieren und die Stimme der eigenen Mutter erkennen“, erklärt Julia Rupprecht.

An jedes Wort ist eine Bedeutung geknüpft

Die Stimme trägt auch zur erlernten Bedeutung eines Wortes bei. „Wir lernen schließlich nicht nur das Wort an sich, sondern bekommen über die Stimme immer ein Bündel an Informationen mit, das die persönliche Bedeutung prägt. Für ein Kind wird beispielsweise das Wort Hund etwas Unterschiedliches bedeuten, je nachdem, ob die Eltern es mit Anspannung und Angst oder mit Lockerheit und Freude sprechen”, erklärt Julia Rupprecht.

Leider nimmt die Bedeutung der Stimme für viele mit zunehmendem Alter ab. Zum einen wird sie selbstverständlich, zum anderen machen viele leider beschämende Erfahrungen im Zusammenhang mit ihrer Stimme. Sei es das Vorsingen in der Schule, zu dem man gezwungen wird, oder das Rezitieren von Gedichten, worauf man eine Bewertung bekommt.

Die Stimme spielte für Julia Rupprecht schon immer eine große Bedeutung in ihrem Leben. Foto: Julia Rupprecht

Wie wir durch Stimmentwicklung unsere Persönlichkeit beeinflussen

Ein großer Teil des Stimm- und Sprechverhaltens ist von der Familie erlernt – und alles, was erlernt ist, kann auch wieder neu erlernt werden, deswegen ist auch Stimm- und Sprechentwicklung möglich. Lautstärke, Atmung, Klangfarben und die Leistungsfähigkeit – diese und weitere Aspekte lassen sich mit einem Stimmtraining beeinflussen. „Und hier kann man auch in die Persönlichkeitsentwicklung einsteigen. Die Stimme, unsere Stimmung und unsere Persönlichkeit hängen sehr eng zusammen. Wenn wir uns stimmlich weiterentwickeln und uns mit unserer Stimme anders zeigen, haben wir auch die Möglichkeit unsere eigene Persönlichkeit zu entfalten“, so Julia Rupprecht, deren Haltung gegenüber dem Leben und auch deren Blick auf die Persönlichkeit massiv von der Stimme beeinflusst wurde.

„Meiner Meinung nach haben wir nicht nur eine Stimme: Wir sprechen mit ganz vielen unterschiedlichen Stimmen und deswegen haben wir auch nicht eine feste Persönlichkeit, die irgendwann vollkommen ausgereift ist. Leben ist Prozess und eine ständige Weiterentwicklung.“

Jemand der mehrsprachig aufgewachsen ist oder in einer Fremdsprache spricht, berichtet oft, sich in einer Fremdsprache ganz anders zu fühlen, weil er die Möglichkeit hat, sich in seinem Kommunikationsverhalten ganz anders auszudrücken. Er klingt anders und ist damit auch eine andere Person – das gelte übrigens auch für Leute, die zwischen Dialekt und Hochdeutsch umschwenken können.

Stimme hängt oft von Kontexten ab

Und man kennt es auch aus dem Alltag: Sprechen wir mit unserem Partner, klingen wir ganz anders, als wenn wir mit Freunden oder mit einem Arbeitskollegen sprechen. „Je nachdem mit wem oder in welcher Situation wir sprechen, passen wir auch unser Sprechverhalten und den Klang unserer Stimme an. Die Stimme ist da hoch variabel und verändert ihren Klang und die Art, wie wir sie einsetzen immer abhängig vom Kontext. Und das macht auch etwas mit uns als Personen. Wir sind in diesen Kontexten nicht immer die gleichen. Wir haben da auch ganz viele verschiedene Anteile in unserer Persönlichkeit. Und auch das bedeutet Persönlichkeitsentwicklung, damit bewusst und reflektiert umzugehen.”

Frauenstimmen wurden in letzten Jahrzehnten tiefer – was sagt uns das?

Wie abhängig unsere Stimme vom Lebenskontext ist, zeigt auch eine Studie der Uniklinik Leipzig, die sich mit dem Zusammenhang von Stimmlage und Geschlecht beschäftigt. Danach sind Frauenstimmen in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt eine Quarte tiefer geworden. Die Studie zeigt, dass es nicht mehr nur über Biologie oder andere Einflussfaktoren zu erklären ist. „Schließlich sind Männerstimmen im gleichen Zeitraum nicht tiefer geworden. Das heißt: Es gibt soziologische Einflüsse auf die Stimme.“ Die Forscher erklären es damit, dass sich das Rollenbild der Frauen in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat. Stichwort Emanzipation. Die Frauen stehen in ganz anderer Weise im Berufsleben. „Und das zeigt nun nochmal mehr, dass unsere Stimme nicht gegeben ist. Unsere Stimme wird von körperlichen, psychoemotionalen, soziologischen und situativen Faktoren beeinflusst. Unsere Stimme ist pure Lebendigkeit!“



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Fazit:
– Egal ob beruflich oder privat – Stimme ist ein wichtiger Faktor in unserem Leben.
– Stimme hat auch ganz viel mit Zuhören und Lauschen zu tun.
– Die Stimme ist immer mit einer Bedeutung verknüpft: Mit dem Stimmklang wird ein ganzes Informationsbündel mitgegeben.
– Unsere Stimme hängt eng mit unseren Emotionen und unserem Gemütszustand zusammen.
– Durch die Stimmentwicklung können wir auch unsere Persönlichkeit beeinflussen.
– Körperliche, psycho-emotionale, soziologische und situative Faktoren beeinflussen die Stimme und lassen sie anders klingen.