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„Die Stimme beginnt im Kopf“

Vor Theatervorstellungen, einem Vortrag oder der Aufnahme einer Podcastfolge spricht sich Birgit Schürmann immer ein, um ihre Stimme aufzuwärmen. Sie arbeitet täglich an ihrer Artikulation. Schließlich ist die Stimme für sie als Schauspielerin, Rednerin und Trainerin eines der wichtigsten Werkzeuge. Doch worauf kommt es dabei an und wie können wir unser Gesagtes mit unserer Stimme beeinflussen? Die Expertin klärt auf.

Wir alle kennen es: Es steht eine wichtige Präsentation an. Daten, Fakten, Analysen sind perfekt vorbereitet. Welchen Stellenwert nimmt am Ende die Präsentation ein? 

Birgit Schürmann: Wann hören wir jemandem zu? Wenn es interessant wird und mich der Inhalt unmittelbar betrifft! Daten, Fakten und Analysen sind meist trockenes Zahlenmaterial, das unbestritten seine Berechtigung hat. Es soll die Argumente eines Vortrags unterfüttern und Sachverhalte erklären. Andererseits müssen die Zuschauer mit den nüchternen Informationen auch etwas anfangen können. Denn sonst ist die perfekte Datensammlung,die vielleicht mühsam und zeitaufwendig zusammengetragen wurde, für die Katz. Viele Vortragende denken: Je mehr mein Kunde weiß, desto eher beißt er an. Weit gefehlt! Die Emotionen des Kunden entscheiden, und die gilt es zu wecken.

Welche Rolle spielt dabei die Stimme? 

Eine wichtige Rolle! Hören wir der vortragenden Person gern zu? Denken wir: Ach, was hatte er oder sie für eine angenehme Stimme? Oder: Ich konnte kaum zuhören, die Stimme klang ja furchtbar? Keine unwesentliche Rolle spielt ebenfalls die Modulation. Monoton vorgetragen muss der Inhalt einer Präsentation schon sehr interessant sein, damit die Zuhörer ihr durchweg Gehör schenken. Ist die vortragende Person hingegen überzeugt oder sogar beseelt von ihrem Inhalt, glaubt sie an ihn, hat sie Höchstbedeutendes mitzuteilen, hört man es ihrer Sprache und Stimme an. Sie wird automatisch lebendig und zieht das Publikum in ihren Bann.

Wie kann ich es schaffen, dass ich mit meiner Stimme mein Gesagtes untermauere?  

Indem Sie sich vor der Botschaft Zeit für einen tiefen Atemzug nehmen. Eine kleine Pause entstehen lassen. Die Macht der Pause wird unterschätzt. Ebenso ihre Faszination. Diese Pause, dieser kurze Moment, in dem nichts passiert, erhöht erstens die Spannung Ihrer Präsentation, zweitens Ihre persönliche Wirkung und hat drittens einen Effekt auf den folgenden Inhalt. Ihre Botschaft erscheint bedeutender. Pausen sind wie das Salz in der Suppe: Stellen Sie sich vor, Musik hätte keine Pausen, wir würden den Klang nicht nachklingen lassen! Denselben Effekt erzielt auch ein Redner, der ohne Punkt und Komma spricht und seinen Zuhörern die Zeit nimmt, das Gehörte zu verarbeiten. Wenn Pausen fehlen, um den Inhalt wirken zu lassen und sich dabei kurz zu entspannen, schalten die Zuhörer ab, weil sie sich überfordert fühlen.

Während eines Vortrags sollte man sich Zeit nehmen und auch Pausen einplanen, damit Zuschauer das Gehörte verarbeiten können. Foto: pixabay/youxventures

Kann ich meiner Stimme mit einfachen Mitteln mehr Ausdruck verleihen, um zu vermeiden, dass meine Zuhörer abschalten?  

Ja, das können Sie. Unser Körper ist unser Instrument. Ist Ihr Körper verkrampft, ist es keine gute Voraussetzung für eine wohlklingende Stimme. Aufrecht stehen, locker in den Schultern und mit entspanntem Gesicht den Raum einzunehmen, ist eine gute Basis. Eine entspannte Stimme ist angenehm fürs Ohr. Sie wirkt kompetent und glaubwürdig. Wenn sich Ihre Tonlage auch für Sie selbst gut anfühlt, wenn Sie ohne Mühe lange sprechen könnten, befindet sich Ihre Stimme in der sogenannten Indifferenzlage. Meist liegt sie im tieferen Bereich Ihres Stimmumfangs. Mit Ihrer Ausatmung produzieren Sie Stimme. Tiefes Einatmen hilft, Lampenfieber zu kontrollieren. Bei einer entspannten Einatmung senkt sich Ihr Kehlkopf, Ihre Stimmresonanz kann sich entfalten und das volle Volumen entwickeln. Je tiefer Sie atmen, desto besser. Bestenfalls in den Bauch. Legen Sie mal eine Hand auf Ihren Bauch und spüren Sie nach, ob Ihr Atem das Zwerchfell erreicht. Lassen Sie Ihren Mund leicht offen, dann kann die Luft unauffällig aus- und hineinströmen.

Muss ich für einen erfolgreichen Auftritt ein geborener Entertainer sein oder funktioniert das auch bei Leuten, die eher introvertiert sind?

Nein, niemand braucht ein geborener Entertainer zu sein, um glaubwürdig und kompetent zu präsentieren. Wären Sie ein zweiter Thomas Gottschalk, würde sich das Publikum wundern und sich eher darüber Gedanken machen, ob Sie Ihren Beruf verfehlt haben. Mich haben schon viele ernsthafte Redner gerade durch ihre ehrliche und zurückhaltende Art fasziniert. Achten Sie während Ihrer Präsentationen darauf, welche Ihrer Stärken beim Publikum gut ankommen. Bauen Sie auf Ihre Fähigkeiten auf. Finden Sie Ihren eigenen Stil, Ihren individuellen Ausdruck. Leben Sie, was Sie sagen und hüten Sie sich vor allzu großem Perfektionismus.



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Wie schaffe ich es, als introvertierte Person im Gedächtnis meiner Zuhörer zu bleiben?Bleiben Sie introvertiert, achten Sie aber auf den guten Kontakt zum Publikum. Solange Sie im direkten Kontakt zum Publikum stehen, ist alles okay. Dann stimmt Ihre Sendefrequenz. Verlieren Sie den Kontakt, bedeutet es, dass entweder Ihr Inhalt oder Ihre Wirkung zu schwach wird. Meine Anregung zur Wirkung: Sprechen Sie zu den Zuhörern in die letzte Reihe. Senden Sie Ihre ganze Energie, Ihre Strahlkraft und Konzentration. Introvertierte Personen haben Überraschungspotential. Die Zuschauer schließen von der Persönlichkeit auf die Form der Präsentation. Das bedeutet: Wenn introvertierte Personen ihr Publikum mit kreativen Methoden, mit Humor, witzigen Videos oder ungewöhnlichen technischen Finessen verblüffen, ist der Überraschungseffekt groß. Und gelungene Überraschungen bleiben im Gedächtnis.

Ihren Seminarteilnehmern sagen Sie: „Die Stimme beginnt im Kopf“. Was meinen Sie damit?

Eine Stimme ist kein Organ, wie beispielsweise das Herz. Unser Körper ist unser Instrument. Unsere Stimme erlaubt einen Blick in unser Innerstes. Unsere Gedanken, unsere Gefühle bestimmen die Betonung, den Ausdruck und den Klang unserer Stimme. Unsere Emotionen werden hörbar. Hören wir zum Beispiel jemanden singen, kann uns die mitschwingende Emotion tief bewegen. Oder stellen Sie sich eine Filmszene vor: Die Polizei steht vor der Tür und teilt den Tod des Kindes mit, dass auf dem Schulweg verunglückt ist. Es reichen wenige Worte der Mutter oder des Vaters, um den Zuschauer zu Tränen zu rühren. Wir verstehen sofort, was in dem Menschen vor sich geht. Nicht umsonst heißt es: „Die Stimme ist Ausdruck der Seele“.

Fazit:
– Zahlen, Daten, Fakten sind wichtig. Doch erst durch Emotionen weckt man wahres Interesse.
– Unsere Stimme und Persönlichkeit beeinflussen unser Gesagtes enorm und sorgen erst dafür, dass wir die Zuhörer in unseren Bann ziehen.
– Es ist wichtig, sich bei Präsentationen so zu zeigen, wie man ist und mit den eigenen Stärken zu glänzen. Egal ob man eher introvertiert oder extrovertiert ist.
– Stimme erlaubt einen Blick in unser Innerstes. Unsere Gedanken und Gefühle bestimmen die Betonung, den Ausdruck und den Klang unserer Stimme. So werden Emotionen hörbar.